Endlich nochmal 20 sein...

Naja nicht ganz!!! Die 20 ist nun schon fast 4 Jahre her, aber es ist einfach wieder dieses Gefühl der Freiheit und Gelassenheit! 

Theoriezeit in Gera bedeutet nicht nur schmerzvoller Abschied von meiner Familie, meinem Alltag als Ehefrau und Mutter, sondern auch das wiederkehren in eine Zeit davor.

In DIE Zeit, in der ich noch nicht so viel Verantwortung und Pflichten hatte.

Natürlich ist beides nach wie vor noch da, aber ich habe immer wieder kurzeitig die Möglichkeit meinem neuen, nun über 1,5 Jahre altem, Alltag zu entfliehen.

Wenn ich mich Sonntagabends verabschiede tut es sehr weh, denn ich sehe diesen kleinen Menschen, der mich so unheimlich braucht und ich verlasse sie. Dann sehe ich meinen Mann, der wieder alle Kräfte sammeln muss, um den Alltag alleine zu bewältigen. Mama und Papa sein. Den Dienst und natürlich den Haushalt. Er macht es so unglaublich gut! Und dann steige ich einfach ins Auto und fahre davon. Ich fahre über 400 Kilometer weit weg.

Die ersten Minuten und auch die erste Stunde sind verdammt komisch. Meine Laune lässt sich schwer beschreiben. Ein schlechtes Gewissen überkommt mich.

Je länger ich fahre und je besser die Musik wird, desto besser wird auch meine Laune. Meine Stimmung steigt und ich denke einfach an die kommende Nacht. An die kommenden Nächte. Ich werde seelenruhig schlafen können. Wie sehr ich doch Schlaf liebe und wie sehr ich ihn auch mittlerweile schätze! 

Natürlich kommt das schlechte Gewissen ab und zu auf, aber ich weiß, dass es mir gut tut. Es tut mir einfach unglaublich gut. Nicht nur im Augenblick, aber auch für die kommenden Tage und für für die schlaflosen Nächte daheim! 

Mein Tag in Gera ist ein ganz anderer. Ich kann aufstehen ohne Rücksicht auf jemanden nehmen zu müssen und ich kann mich ganz alleine um mich kümmern. Nur um mich. Wenn ich dann wach bin und bei mir angekommen bin, tausche ich mich mit meinem Mann aus. Die Nächte ohne mich scheinen wohl immer ruhiger zu sein. Meist ist alles gut. Das beruhigt mein Gewissen.

Wenn ich dann in der Schule sitze, dann fühle ich mich wieder wie damals mit 16. Nur halt ein wenig älter und mit viel mehr Lebenserfahrung. Ich liebe den Austausch mit den Leuten, die teilweise frische 19 Jahre oder schon 34 sind und ein paar auf dem Buckel haben. Wir sind eine gemischte Truppe und irgendwer hat immer was spannendes zu erzählen, wenn uns die Theorie nicht gerade vollends fordert.

Die Zeit in der Schule verfliegt und der halbe Tag ist um.

Ein halber Tag meines anderen Leben.

Nachmittage sind wie damals, täglich unterschiedlich und chaotisch. Je nach Wind und Wetter, Lust und Laune. Wenn lernen ansteht ist es ziemlich öde, aber ansonsten kann ich ihn gestalten wie ich mag. Ich habe keinen Zeitdruck. Wenn ich 30 Minuten Bewegung mag, dann ist es halt so, aber auch 2 Stunden sind okay! Meine Pflichten ruhen auf Eis bzw. sind andere, wie Lernen oder Essen für den nächsten Tag machen. Ganz belanglos also.

Mein Mann und ich haben zwar den ganzen Tag Kontakt und tauschen uns aus, aber meine Gedanken drehen sich nicht den ganzen Tag darum. Ich könnte so nicht abschalten. 

Ich höre Musik und genieße laute Bässe oder einfach mal die Stille in einem Raum. Ich bin die Herrin über meinen Tag. Ich plane wie ich lustig bin. 

Und genau diese Zeit versuche ich für mich zu nutzen. Es bringt mich nicht weiter in Kummer zu versinken! Ich muss für mich glücklich sein, damit ich auch ein wenig von diesem Glück an meinen Mann und meine Tochter zurückgeben kann. 

Ich komme zurück und bin wieder da. Da für meine Familie. 

Eure Karolina


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Die liebe Karolina und ihr Mann leben mit ihrer kleinen süßen Tochter in der Nähe von Ulm und sind beide bei der Bundeswehr. Leider hat die liebe Karolina häufig Präsenzzeitenin Gera zu absolvieren und in der Zeit muss ihr Mann den Alltag mit der kleinen komplett alleine stemmen. Ihr findet die beiden und einen Einblick in ihren Alltag auf Instagram unter @karolinajoa und @artem_schwegler - schaut doch mal vorbei.